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"BLogbuch"

reisetagebuch graphic under sails

September 29th, 2018

9/29/2018

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Deep down, and dirty!

BildDiving down the Bilge.
Heute ist der erste Tag an dem ich mich frage warum ich das hier eigentlich alles mache. Ganz alleine, auf einem Schiff das nicht schwimmt, in Mittelamerika, weit weg von meinem Sohn und meiner Frau. So schön hätte ich es haben können in Bayern. Stattdessen krieche ich hier drecknass im Motorraum rum und baue aufgeblähte Säurebatterien aus die kurz vorm platzen sind. Wohlwissend das diese Arbeit nur eine von tausend anderen ist die gemacht werden muss, damit dieses Schiff hier wieder irgendwann funktionieren wird…

Gleichzeitig, und das ist ja irgendwie das paradoxe an der Sache, weiß ich aber auch, das, wenn ich in Bayern geblieben währe, auch sehr bald ein Punkt gekommen währe an dem ich mich gefragt hätte was ich hier eigentlich mache! Wahrscheinlich hätte ich mich dann sehnlichst auf ein einsames Schiff nach Mittelamerika gewünscht. Dann also vielleicht lieber doch gleich so. Na bitte. Hier bin ich also Seit 6 Tagen in Mittelamerika auf dem, meinem Schiff DESTINY….an Land.

Es ist extrem viel Arbeit hier. Ich sehe mit jedem Schritt den ich an Bord mache, 1.000 Dinge die erledigt werden müssen. Und ich arbeite täglich alleine gegenan. Nicht daß DESTINY sehr dreckig oder heruntergekommen währe. Garnicht. Ich habe nach der Anreise sofort die erste Nacht am Schiff verbracht und das sagt eigentlich schon alles über den Allgemeinzustand des Schiffes aus. Es ist wirklich super sauber. Kein Schimmel, kein Dreck, keine speckigen Flecken. Ich denke sogar die Sitzbezüge sind alle neu. Es lässt sich wunderbar wohnen und leben hier.

Nur will ich hier ja nicht nur gemütlich wohnen, sondern eben auch das ganze Schiff überholen, reparieren und dabei natürlich auch kennenlernen. Die Seetüchtigkeit wieder herstellen. Sie stand etliche Zeit an Land und dabei wird ein Schiff nicht besser. Und genau dafür bräuchte ich gerade 5 Leute um einigermaßen voran zu kommen.

Aber das wirkliche Problem hier ist, das ich mich, jedesmal wenn ich eine Arbeit beginne, so tief in die Materie des Problems lese und forsche, das ich, wie mit Scheuklappen, alles andere ausblende um meine Energie der Lösung zu widmen. 2 oder 3 Tage Lang. Das funktioniert super, nur, dadurch verliere ich dann den Überblick über mein gesamtes Vorhaben und den großen ganzen Plan. So das mich beim abnehmen meiner „Scheuklappen“ nach der Reparatur, der Anblick der restlichen Arbeit schier erdrückt und die eben erarbeitete Lösung wie ein Tropfen auf den heißen Stein wirkt. Das zermürbt leider etwas. Ich muss glaube ich eine Liste führen die mir verdeutlicht was schon alles passiert ist:

Super Andy. Das hast du in 6 Tagen schon alles Geschafft:
  • 100qm Winterplanen entfernt
  • Sonnensegel über das ganze Schiff gespannt.
  • Küche und Gassystem im Betrieb genommen
  • Küche komplett geputzt
  • Mückennetze über alle Fenster und Eingänge gespannt
  • Alle Stauräume und Fächer einmal aus- und wieder eingeräumt (Überblick)
  • Autopilot getestet und in Betrieb genommen
  • Radar getestet und in Betrieb genommen
  • Die alte säure Batteriebank ausgebaut
  • 3 Angebote für neue Batterien eingeholt. (…zu Fuß von Laden zu Laden)
  • Neue Batterien eingebaut, Angeschlossen und in Betrieb genommen.
  • Stromkreisläufe geprüft
  • Herausgefunden das die Wasserpumpe über die Motorbatterie läuft (das geht gar nicht)
  • Herausgefunden das 2 der 4 Solarpaneelen kaum Leistung bringen.
  • alle ortsansässigen Rigger ausfindig gemacht
  • 2 Angebote eingeholt für ein neues Rigg (10 Stahlseile die den Mast von Destiny aufrecht halten)
  • Kontakt zu Schweißer und Stahlarbeiter ausfindig gemacht.
  • …

Wenn ich das so lese klingt es gleich gar nicht mehr soo schlecht. Aber es bleibt eben trotzdem noch unglaublich viel zu tun. Schritt für Schritt, gleichmässig, nur das Ziel nicht aus den Augen verlieren.

Die furchtbare Unbekannte.
Und da gibt es einen drückenden Punkt in meiner Bauchgegend, der lässt sich auch mit so einer positiven Liste nicht wegschreiben. Damit, denke ich, kommt das schlimmste noch auf mich zu.

Es ist ja nichts neues. Bereits die Jacht Survey hat gezeigt das am Rumpf von Destiny einiges gemacht werden muss. Ich werde ihn kommende Woche gründlich prüfen lassen. Dafür kommt ein Spezialist mit einem Ultraschallgerät das die effektive dicke des Stahls misst. Es müssen, und das ist das gute am Stahlrumpf, korrodierte Teile herausgeschnitten, und neue Stahlplatten eingeschweißt werden. Die Aussenhaut von DESTINY ist ursprünglich mit einer Stärke von 5 mm aufgebaut. Alles unter 4,8 mm muss ausgetauscht werden. Das ist eigentlich kein Problem, doch ein Stahlschiff rostet nicht von aussen nach innen, sondern von innen nach aussen. Und um diese Stellen alle zu erwischen muss man von Innen ran. Viele Verstrebungen (Spanten) liegen aber versteckt hinter fest eingebauten Holzschränken, hinter Verkleidungen, unter der Ruderanlage oder unter den 3 festinstallierten Wassertanks.
Um also in ein paar Monaten wieder ein hochseetaugliches Schiff ins Wasser setzten zu können, muss wohl ziemlich das meiste an Interieur ausgebaut werden!!! Ja, davor graust mir. Noch mehr aber graust mir von den bislang unbekannten Kosten die da auf mich zukommen werden. Was wenn die Reparaturkosten mein Budget übersteigen…? Diese Unbekannte ist es die mir gerade etwas Kopfzerbrechen bereitet.

Na mal sehen. Bislang komme ich hier in Guatemala sowieso nicht an Geld, weil meine Karte hier nicht funktioniert! Nur gut das ich meine 4 alten Batterien noch für 400 Qezales (etwa 38 Euro) verkaufen konnte. Das reicht für die nächste Woche. Über längerfristig hat mir Tom angeboten ich könne ihm einfach was per PayPal überweisen und er hebt es dann für mich ab. Sehr, sehr cool. Die Welt ist voller guter Menschen!

Social Life:
Gestern Abend war eben dieser Tom (US Ammi aus Seatle, mein Liegeplatznachbar im Trockendock) hier auf der DESTINY. Ich habe Ihn zum Kochen und Essen eingeladen. Wir waren erst in RioDulce, jede menge Gemüse und 3 Scheiben Rindfleisch kaufen. (Alles zusammen, umgerechnet 4 Euro). Auf der Destiny angekommen konnte er sich gar nicht auf das Gemüse schneiden konzentrieren. Stattdessen hat er ständig die Holzwände hier im Schiff berührt und daran gerubbelt. Er konnte es einfach nicht fassen das sich das Holz hier bei mir nicht von der Wand bröseln lässt, so wie in seinem Schiff! Ausserdem braucht er noch eine Lösung wie er seine Bilgenpumpe (Tauchpumpe die Wasser aus dem tiefsten Punkt des Schiffes nach aussenbords Pumpt) wieder zum laufen bekommt. Die hat jetzt den Geist aufgegeben, nachdem sie jede Nacht etliche Liter Wasser aus dem Schiff pumpen musste damit er im Schlaf nicht ertrinkt. Wohl gemerkt: Wir stehen an Land und das Wasser bei Ihm kommt durch den Regen von oben durch das Deck! Ich hab ihm schon zu seinem wasserdichten Rumpf gratuliert…

PS:
Leider keine Fotos vom Ort RioDulce und vom Gemüsemarkt.
So wie ich die Lage einschätze ist es vielleicht keine so gute Idee dort seine Kamera zu präsentieren. Mal sehen, vielleicht bald..

PPS:
Vielen vielen Dank für die vielen schönen und aufmunternden Zuschriften.
liebe Grüße aus dem vermeintlichen Paradies.

Andy

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Siehe auch folgende Beiträge:
der 1. Tag auf Destiny
Bilderstrecke, die Anreise

2 Comments
Michael
10/1/2018 12:32:14 am

Για σου Andy, Pfannkuchen Mann!
Ich hoffe dass Du bald das flaue Gefühl im Magen nicht mit Pfannkuchen brücken musst, sondern ausreichend Stahl an den richtigen Stellen zu finden ist.....
Wir sitzen hier den Medicane Xenofon aus, der uns scheinbar ertränken will...8m Wellen vor Kithira! Dir Hauptstraße von Ag. Apostoli ist zum Fluss geworden, der Hafen zum rauschenden Delta, komplett skurril.
Halt die Ohren steif, κουράγιο , και καλό μήνα ...
Michael

Reply
Andy
10/2/2018 04:22:55 am

Yasuu Michael, te kane te? Kala?
Sehr schön von dir zu hören! Hoffentlich hat es euch noch nicht weggespült. Ich kann die Karibik sehr empfehlen Wind um 4-5 jeden Tag aus OstNordOst. Das Mittelmeer ist ja die reinste Waschküche dagegen.

Hier wieder alles im Griff. Ein Alter Skipper hier meinte gestern:
"Everyday a little. Thats how you eat an Elephant ;)"

Alles liebe auch an deine Familie und an Caligula.
Nasta Kala. Polli Orea Ilada.

Yasu.
Andy


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