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"BLogbuch"

reisetagebuch graphic under sails

February 16th, 2020

2/16/2020

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Jamaica, wie es leibt und lebt:
Reisebericht: Von Kuba über Jamaica nach Panama, Teil 2. (im Mai 2019)

Bild
Wir kommen von Kuba. In unserem Rigg flattert stolz Ulli´s selbstgenähte Jamaica Flagge. Es ist interessant wie eine neue Gastlandflagge das ganze Erscheinungsbild eines Schiffes verändert. Gefühlt macht sie das Schiff zu einem Teil des neuen Landes. Wir sind gespannt was uns hier erwartet, nach so einer außergewöhnlichen ersten Begrüßung.
(Siehe Blogbucheintrag „Von Kuba über Jamaica nach Panama“ Teil1)
Nach zweieinhalb Tagen auf See starten wir jetzt den Motor und laufen in das Fahrwasser Richtung Montego Bay Yacht Club ein. Unsere Segel sind eingeholt. Je weiter wir in die gut geschützte Bucht einlaufen, desto mehr beruhigt sich der Seegang. Die tiefgrün bewaldeten Berge Jamaica´s dampfen voller Feuchtigkeit unter dem grau bedeckten Himmel. Es herrschen 70% Luftfeuchtigkeit bei 33 Grad. Die Regensaison ist schon im Anmarsch. Das haben wir auch, während der Überfahrt die letzten Tage von Kuba kommend, deutlich zu spüren bekommen. Viele bedrohliche Wolken mit Regenschauer, Blitz und Donner haben uns überrollt.

Jetzt, 0,5 SM vor der ersten Fahrwassertonne Richtung Montego Bay Yacht Club, ergießt sich wieder eine Regenwolke über uns. Laut prasselnd setzt der Schwall ein. Wir nehmen Fahrt raus und liegen ohne Segel noch kurz bei, während sich die Sicht auf unter 10m reduziert. Kurz verschwindet alles um uns herum hinter einem grau weißen Regenvorhang. Wir warten im Cockpit. Der Blick geht auf die digitale Seekarte. Unsere Position verändert sich mit einem Knoten seitlicher Abdrift nur gering. Alles kein Problem, die Bucht ist weitläufig und wir haben Platz. Andere einlaufende (große) Schiffe würden uns auf dem AIS Bildschirm angezeigt, aber hier ist gerade nichts los. Schon klart es wieder auf und wir können unsere Fahrt richtung YachtClub fortsetzen.

Unser Anker fällt auf 12m Wassertiefe direkt vor dem Pier des Montego Bay Yacht Club. 50m Kette rasseln bei ständiger Rückwärtsfahrt auf den Grund. Lehmgrund steht in der Seekarte. Der Anker hält sofort bombenfest, als auch schon die nächste tiefschwarze Wolke die restliche Salzkruste der letzten Tage von Deck wäscht. Thomas nutzt die Gelegenheit, holt den Schrubber und wäscht das Deck, während Ulli drei eiskalte Biere ins Cockpit stellt. Damit ist die Ankunft offiziell besiegelt. Im geschützten Centercockpit von Destiny stoßen wir auf Jamaica an. Es ist schön hier zu sein.

MontegoBay. Diesen Namen kannte ich bis vor kurzem nur als Ortsnamen und aus den Reiseführern, ohne ein Gefühl oder ein Bild dazu zu haben. Meine nautische Literatur und auch die Webseite des Deutschen Auswärtigen Amtes hat viele Warnungen für diesen Ort und generell für Jamaica übrig. Ich nehme solche Warnungen immer ernst, lasse mich dabei aber nicht von einem persönlichen Besuch abbringen. Sich ein eigenes Bild zu machen, hat sich bislang auf all meinen Reisen bewährt. Wir sitzen im regengeschützten Cockpit und begutachten das Land vom Schiff aus. „Sieht eigentlich ganz friedlich aus“…

Tatsächlich sind wir nach dem Manöverschluck im Cockpit erst mal in einen tiefen Nachmittagsschlaf gefallen. Jedem hängen noch die durchwachten Nächte der letzten Überfahrt in den Gliedern, und was gibt es gemütlicheres, als sich bei prasselndem Regen an einem grauen Nachmittag noch mal eine Stunde in die die Koje zu legen? Nichts!

Ausgeruht, nach einer belebenden Dusche und in frischen Klamotten, lassen wir endlich das Dingi zu Wasser und machen uns auf an Land. Es ist später Nachmittag und die Dämmerung setzt bereits ein. In Äquatornähe ist Sonnen-auf und -Untergang das ganze Jahr zur gleichen Zeit. Etwa um 18 Uhr geht die Sonne unter und um 6 Uhr Morgens wieder auf. Die Dämmerung dauert dabei immer nur eine halbe oder dreiviertel Stunde.

Dieser Montego Bay Yacht Club ist so etwa die gepflegteste Einrichtung, die ich seit meiner Abfahrt vor 4 Monaten in Guatemala erleben darf. An einem schönen hölzernen Pier liegen Schiffen aus aller Welt. Angestellte in einheitlichen Klamotten begrüßen einen freundlich. Indirekte Beleuchtung taucht die Wege der gepflegten Gartenanlage in sanftes Licht. Leise spielt Musik in einer abgelegen Gartenlaube. Durch die raumhohen Fenster des Clubhauses sind tiefe Sessel und ein schickes Restaurant auszumachen. Ventilatoren drehen sich an der Decke, machen die schwüle Abendluft erträglich. In der Bar hängen Bilder von Preisverleihungen, Pokalübergaben und Fotos von historischen Segelyachten. Die Musik ist angenehm. An der Bar sitzen Menschen in Abendgarderobe. Sie essen, trinken Cocktails und unterhalten sich. Das wir hier etwas underdressed einlaufen scheint keinen zu stören. Die Begrüßung durch die Kellnerin ist landestypisch, kraftvoll und herzlich, genau so wie wir es bereits vor einigen Stunden auf See kennengelernt haben. Erst mal haben wir zwar etwas Mühe den jamaikanischen Dialekt zu verstehen, mir fallen erst mal immer noch die Spanischen Wörter ein, was eindeutig ein Überbleibsel der letzten Monate in der Westkaribik ist, aber die offene und freundliche Art der Jamaikaner macht Spass und wir finden schnell einen Weg uns über das Abendessen einig zu werden. Es gibt Pommes, frittierte Hänchenkeulen und lokales Bier. Beim Absacker laden wir uns noch die neuesten Wetterdaten aus dem kostenlosen Wifi und stellen fest, dass es gut ist hier in der geschützten Bucht zu liegen. Für die nächsten Tage ist mehr Wind und eine hohe Gewittertendenz angesagt. Wir freuen uns auf eine paar erholsame Tage hier auf Jamaica.

Stop Over.
Tatsächlich sind wir nur kurz hier auf Jamaica. Es liegt direkt auf dem Weg von Kuba nach Panama und ist eine willkommene Gelegenheit, uns für die 6 Tage Überfahrt nach Panama zu verproviantieren. Nach den mager bestückten kubanischen Supermärkten ist das dringend nötig. Schon am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg in die Stadt um frisches Obst, Gemüse, Grundnahrungsmittel, Wasser und Mehl, welches auf Kuba einfach nicht gab, zu besorgen. Außerdem stehen ein paar Ersatzteile für DESTINY, sowie Benzin für den Aussenbordmotor auf der Einkaufsliste. Nach unserer Ankunft in Panama wollen wir noch einige Tage in der Inselwelt der SanBlas verbringen. Da es dort weder Tankstelle noch Geldautomaten, geschweige denn einen Baumarkt oder Schiffsausrüster gibt, gilt es, bereits jetzt schon alles nötige zu besorgen.

VERPROVIANTIERUNG AUF JAMAIKA:
Für eine Verproviantierungs-Tour wie wir sie vorhaben, ist es immer das Beste und Günstigste mit einem Fahrer einen Festpreis für die ganze Tour auszumachen. Schnell finden wir ein Taxi. Unsere Fahrerin Novelette ist eine echte Jamaikanerin. Geboren in MontegoBay. Wir zeigen Ihr unsere Einkaufsliste worauf sie meint „that´s a Big Tour Man“. Wir einigen uns auf 25 US Dollar und bekommen zu unserer Einkaufsfahrt eine gratis Sightseeing Tour, aktuelle Infos zu Land und Leute aus erster Hand und schließlich sogar einheimischen Preise auf sämtlichen Märkten. Wir kaufen dort ein wo auch sie einkaufen würde. Schnell wird uns klar, dass diese Gegend hier weit ab vom Tourismusgebiet ist. Die meisten Straßennamen kommen mir aus dem Artikel „Places to Avoid in MontegoBay“ (Plätze die man in MontegoBay meiden sollte) bekannt vor. Es ist nicht die Touristen Gegend in der wir uns verproviantieren. Soviel ist klar. Während der gesamten Tour sind wir die einzigen Weißen auf der Straße. Novelette führt uns zielsicher von Laden zu Laden. Hier verkaufen Menschen alles mögliche im staubigen Straßenrand. Gemüse, Obst, Kokosnüsse, Tabak. Es ist ein Gewimmel aus Autos, selbstgebauten Fahrzeuge, Menschen und Tieren. Alle nehmen es gelassen, dass es nur stockend voran geht. Es ist heiß. Als die einzigen Weißen werden wir beäugt und erhalten Zurufe und hi und da ein freundliches Lächeln. Wir fühlen uns nicht bedroht, aber irgendwie auch nicht wirklich am richtigen Ort. Und doch sind wir nicht hier um Fotos zu machen oder zu filmen, sondern um einzukaufen. Und das macht uns irgendwie zum legitimen Teil des Geschehens. Es gibt alles was wir brauchen. Wir kaufen hier ganz normal ein wie alle anderen auch. Man hilft uns Kartons mit Lebensmittel zum Kofferraum zu tragen, „You`re welcome - Mann“. Als uns einer mit Handschlag begrüßt und uns erklärt, dass uns hier wirklich keiner was böses will. „Dont believe the Media - Mann“. Vielleicht sehen wir doch ein wenig erschrocken aus. Hierher verirrt sich einfach sonst kein Weißer. Als alles im Kofferraum verstaut ist werden wir mit einem. „God Bless Ya“ verabschiedet. Vielen Dank. Das können wir für unsere nächste Etappe gut gebrauchen!

Zum Straßenbild gehören in dieser Gegend MontegoBays, selbstgebaute Holzwägen. Diese, mit 4 Stahlreifen und Autolenkrad ausgestattete rollenden „HolzPaletten“ werden meist von jungen Männern gefahren. Bergauf schieben sie die schweren Fahrzeuge, bergab rollen sie scheppernd über den Asphalt, von Ihren Fahrern gebremst, gelenkt und geschickt durch den restlichen Verkehr manövriert. Von unserer Taxifahrerin erfahren wir, dass diese Wägen zum Transport von Waren und Menschen sind. Leute werden damit für kleines Entgelt zum Einkaufen oder zur Bushaltestelle gefahren und Waren von Geschäften zu Leuten nach Hause transportiert. Alles ist möglich.

Am Ende dieses ereignisreichen Tages konnten wir wirklich jeden Punkt auf unserer Einkaufsliste abhaken, haben etliche Male erklärt, dass wir mit diesem riesen Vorrat an Lebensmitteln nach Panama segeln, und tatsächlich von Kuba gekommen sind. Die Verproviantierung hat den ganzen Nachmittag gedauert. Die Extrafahrt zur Tankstelle wurde uns nicht mehr berechnet. Nur die von vornherein vereinbarten 25 US Dollar. Selbstverständlich haben wir Telefonnummern ausgetauscht, was uns gleich am selben Abend noch vor einer typischen Touristenabzocke bewahren sollte.

Als wir nämlich mit dem saftigen Steak im „Dock5“ fertig waren und der eben beginnenden Karaoke Show entfliehen wollten, hieß es, „Taxi to the YachtClub is 35 US Dollars.“ Wenn wir ein anderes Taxi wüssten, könnten wir das gerne anrufen… Wir drei wussten ein anderes. Unsere wunderbare Novelette, die Taxifahrerin vom Nachmittag. Als wir angerufen haben war sie gerade im Gym. „Ja, thats no Problem Mann, gimme 10 Minutes“. Nach 15 Minuten waren wir im YachtClub, für sagenhafte 5 Dollar.

Das Wetter wird besser, der Wind lässt etwas nach, wir sollten weiter!
Nach ein paar wundervollen Tagen in Montego Bay holen wir den Anker auf und verlassen die geschützte Bucht. Von nun an wird mir dieser Name immer mit einem schönen Gefühl in Erinnerung bleiben. Wir laufen aus, Wind und Welle setzten von hinten. Wir baumen die beiden Vorsegel aus, „Wing on Wing“ machen wir an die 5kn Fahrt über Grund. Unter weiß blauen Passatwolken schiebt uns der Wind entlang der Küste, in Richtung Westliches Kap und Negril. Es ist wundervolles Segeln. Gleichmässig rauschen die Wellen unter uns durch. Thomas ließt ein Buch, Ulli schläft in Ihrer Freiwache, der Autopilot hält uns auf Kurs und die Segel sind prall gefüllt.

Als das NordWestKap achteraus (hinter uns) liegt nehmen wir die Bäume rein und rollen die Backbord Fock weg. Unter einfacher Fock und Großsegel luven wir an und gehen auf Südkurs. Immer parallel zur Küste. Im Windschatten von Jamaica dreht der Wind plötzlich auf alle Richtungen und setzt schließlich aus. Windstille. So etwas war schon zu erwarten. Wir liegen im Windschatten von Jamaica Bergen. Geduldig motoren wir die 7 Seemeilen weiter auf Kurs Richtung Süden. Die Sonne geht langsam unter. Als roter Ball verschwindet sie im Karibischen Meer. Es ist ein atemberaubendes Schauspiel aus Farben und Licht. Und als plötzlich auch noch eine Schule Delfine um den Bug von DESTINY zu spielen beginnt, ist das Szenario perfekt. Es ist jedes mal wunderschön in die Nacht zu segeln. Kaum ist der feuerrote Ball am Horizont angekommen, ist er auch schon weg. Jeder im Cockpit wartet auf den „green Flash“, doch der bleibt wieder mal aus. (Es gibt Geschichten über einen kleinen grünen Blitz, den man angeblich kurz nach Sonnenuntergang am Horizont sehen kann) Doch den einzigen Flash den wir sehen ist das, sich alle 2 Sekunden wiederkehrende Licht des Leuchtturms am Kap Westpoint. Es zeigt uns an das wir bald wieder unseren Kurs ändern können. Doch ich bin etwas gemischter Gefühle was uns das Kap bescheren wird. Denn nach dem Kap müssen wir wieder gegen Wind und Welle!

Steilküsten und Kapeffekt
An einer Steilküste verstärkt sich der vorherrschende Wind in seiner Stärke. Die Windrichtung wird sich parallel zur Steilküste legen. An einem Kap, das wissen wir auch, wird sich der Wind um die Ecke „winden“, dem Küstenverlauf folgen und ebenfalls in seiner Stärke ändern.

Von diesen Kaps liegen die nächsten 80 Seemeilen 3 Stück auf unserem Weg, und die komplette Küste bis zum Südkap Portland Point ist Steilküste. Für die kommenden Tage sind 4-5 Beaufort angesagt, natürlich aus Ost und damit von vorne. Nachts abschwächend, Nachmittags zunehmend. Für unsere nächsten Meilen an das Südkap Jamicas erwarten wir also Nachts um die 6-7 Beaufort. Tagsüber/Nachmittags mehr.

Wir haben unsere Abfahrt in MontegoBay bewusst so getimed, dass wir in Dunkelheit am Kap ankommen und die Passage bis zur nächsten Westküste, nach „BlueField“, in der etwas schwachwindigeren Nacht absolvieren können. Im schlimmsten Fall, also wenn wir nach diesem ersten Kap übermässig eins auf die Nase bekommen sollten, könnten wir immer noch zurück laufen, vor der geschützten Küste von Negril vor Anker gehen und abwarten. Doch mal im ernst. Was sollten wir dort abwarten? Bis der Wind am Tag noch mehr wird? Bis der Süd- und Nordäquatorialstrom sowie die Passatwinde aufhören? Das wird wohl trotz Kilmaerwärmung und „El Nino“ noch etwas dauern. Es wird alles nichts helfen, egal wie es wird, da müssen wir jetzt durch. Schöner wird's nicht.

Als wir das Kap (Kapname einfügen) 4 Seemeilen Backbord voraus haben setzt der Wind ein. Wie durch den Kapeffekt vorausbestimmt, aus SüdSüdöstlicher Richtung. Ausserdem nimmt der Schwell zu. Die ersten Anzeichen das hinter dem Kap durchaus was los ist. Wir setzten das Groß im 1. Reff, fallen etwas ab und rollen die Fock 3/4 aus. Bei Seegang ist das Schiff immer stabiler unter Segel. Motor aus. So laufen wir nun gute 5 Knoten. Kurs Süd.  Das ist nicht unsere Richtung, aber wir machen das Beste draus. Laut Kapeffekt muss der Wind in einigen Seemeilen auch wieder Zurück drehen und wir können anluven, mehr Ost gut machen, und unserem Ziel näher kommen. Also Motorlichter aus und die Dreifarbenlaterne im Masttop an. Wir haben das Leuchtfeuer WestPoint jetzt quer ab. Destiny scheint in ihrem Element. Den zunehmenden Schwell von vorne nimmt sie gekonnt. Die 13 Tonnen Schiffsstahl preschen jetzt mit 6 Knoten durch jede Welle. Unser vertrautes Leuchtfeuer wandert nach achtern aus und wie auf Schienen pflügen wir hoch am Wind durch die Dunkelheit. Es ist Mitternacht. Ulli und Thomas sind im Cockpit und absolvieren Ihre Schicht zusammen. In Rettungswesten und mit eingepickten Lifebelts sitzen sie im roten Licht des Steuerkompasses und halten Wache. Wasser spritzt vom Bug. Der Wind pfeift durch das Rigg. Doch DESTINY´S Centercockpit ist ein geschützter Ort. Einige Wellen finden den Weg auf das Vordeck unserer Motiva. Gurgelnd läuft das Wasser über die Seiten wieder ab. Inzwischen sind wir gut frei vom Kap und den Elementen ganz ausgeliefert. Um uns herum, Dunkelheit. Vereinzelt sieht man die hellen Schaumkronen höherer Wellen. Hinter uns sieht man noch die Lichter von Jamaica. Vor uns die große Dunkelheit. Die Wellen nehmen wir im 30 Grad Winkel. Mit etwa 7 Sekunden Abstand kommen sie uns entgegengelaufen. Weiße Schaumkämme rauschen an der Bordwand entlang. Auf jeden Wellenkamm ragt der Bug in die Luft bevor wir in das nächste Wellental fallen und schließlich die nächste Welle hochfahren. So machen wir stellenweise 9 Knoten. Wenn DESTINY läuft, dann läuft sie. Mit Ihrem 4,5m langem Kiel und ihren 2,2m Tiefgang ist sie für den Hoch am Wind Kurs wie gemacht. Ich liege in der Seekoje, manchmal mehr an der Wand als auf der Matratze. So habe ich eine sehr stabile und durchaus gemütliche Lage für meine Freiwache gefunden. Ich kann sogar schlafen. Mein Vertrauen in mein Schiff ist groß. Sie kann wirklich einiges ab. Immer wieder kontrolliere ich trotzdem Kurs und Geschwindigkeit von der Koje aus. Ich denke daran zu reffen. Und tatsächlich, schon ruft mich Thomas ins Cockpit. Wir rollen noch mal einen Meter Vorsegel weg. Das 1-fach gereffte Großsegel bleibt stehen. Es gibt uns in dem Seegang eine stabile Lage und sorgt dafür, dass wir hoch am Wind bleiben ohne zu viel abfallen zu müssen. Der Ruderdruck ist ausgeglichen. Der Trick ist, das Groß nicht ganz dicht zu holen, sondern etwas offen zu lassen. Für DESTINY bedeutet das: Die Baumnock etwa 20 cm in Lee der Kiellinie.
Gerefft laufen wir immer noch 7 Knoten hoch am Wind, aber mit deutlich verminderter Krängung. Herrlich. So kann es jetzt weiter gehen bis hoffentlich der Wind etwas dreht und wir anluven können, oder wir die erste Wende machen um aufzukreuzen.

Doch die erhoffte Winddrehung bleibt aus. Wir können maximal 170° laufen. Das ist 80 Grad von unserem direkten Kurs entfernt. Schade, dafür sind wir aber sehr rasant unterwegs. Unser direkter Kurs „BlueField“ währe jetzt 90° in 16 Seemeilen Entfernung. Das währen mit dieser Geschwindigkeit nur gute 2 Stunden auf direktem Kurs. Stattdessen kreuzen wir die ganze Nacht gegen Wind und Strömung. Die letzten Seemeilen nach Bluefield müssen wir noch motoren. So nah an der nächsten Westküste verlässt uns der Wind komplett. Aber auch das Meer ist hier wieder ruhig. Es hat so viele Gesichter, und so gleiten wir durch eine spiegelglatte See in unsere türkiesblaue Ankerbucht. Unser Anker fällt auf 4m Wassertiefe. Ein leichter Schwell schaukelt uns während wir im Cockpit frühstücken. Frischer Kaffeeduft erfüllt das Schiff. Morgen Abend gehts an das nächste Kap.
1 Comment
DAD
2/19/2020 01:38:55 pm

Hey, endlich wieder mal ein schöner Beitrag von euch. Hoffe es geht euch gut.

Liebe Grüße
DAD

#
freue mich schon auf das nächste Video

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