Ich segle alleine um das Kap Tainaron /Peloponnes. |
Die See hat viele Gesichter. Ist sie noch vor einer Woche in riesigen Wogen über den 4m hohen Wellenbrecher der Marina Kalamata gedonnert, so hat sie sich jetzt beruhigt und seit einigen Tagen rauscht die runde Dünung wieder gleichmässig an die Küste. Wind macht einem Segelschiff (Jetzt mal abgesehen von einem Orkan oder einer Windhose) nicht besonders viel aus. Ein grober Seegang hingegen kann das Leben auf einem Schiff zur Hölle machen und sogar ganz unterbinden. Jeder kennt das unangenehme aber durchaus noch harmlose geschaukel, bestimmt mehr oder weniger, aus eigener Erfahrung.... weiterlesen |
Für die Strecke von Kalamata aus, um das mittlere Kap, bis nach Elofonisos, also zum östlichen Kap habe ich 3 Tage, mit zwei Nächten am Kap, vor Anker eingeplant. Was ich brauchte waren also 3 Tage ruhiges Wetter mit wenig Wind, oder mit Wind vom Land auf die See hinaus, damit sich die See beruhigen kann. Und danach, 3 Tage lang eine Frische Brise aus Nord oder Nordwest. So kann ich in Etappen von je 30 Seemeilen (55 km), nach 3 Tagen im sicheren Hafen von Elofonisos ankommen und dort auf das nächste Wetterfenster für das letzte Kap warten. Die Distanz, 30 Seemeilen für die Tagesetappen, ergeben sich aus den Entfernungen der relevanten und sicheren Buchten und Anlegemöglichkeiten, die genügend Schutz gegen die vorherrschende Wind- und Wellenrichtung boten.
Guter Plan.
Der nächste Faktor auf diesen 3 Tagen Passage ist das Tageslicht. Im Monat November geht die Sonne gegen 8 Uhr auf und um 17 Uhr wieder unter. Mit einer Stunde Sicherheit sind das 8 Stunden Zeit um jeweils das Tagesziel zu erreichen. Bedeutet, eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 4 Knoten (etwa 8 kmh) war unbedingt angebracht. Eine Nacht durchzusegeln stand für mich nicht zur Debatte. Die Landnähe und der massive Schiffsverkehr auf der Strecke hätten einer ständigen Wache bedarf. An schlafen währe da nicht zu denken gewesen. Alleine einfach zu gefährlich. Irgendwann später anzukommen, also eine Bucht bei Nacht anzulaufen war auch nicht in Frage gekommen. Es war Neumond und man konnte bereits gegen 19 Uhr die Hand vor Augen nicht erkennen. Landfall bei Nacht, alleine auf dem Schiff, bei völliger Dunkelheit. Nö!
Leinen Los, heiß auf die Segel!
Nach 4 Wochen Liegezeit im Hafen von Kalamata, habe ich am 21. November die Leinen in der losgeworfen. Und schon einige Seemeilen nach der Hafeneinfahrt rauschte ich unter Segel mit etwa 4 Knoten Fahrt in Richtung Süden. Das war perfekt. So kann es weitergehen.
Mit raumen Wind von Backbord (links hinten) rauschte die PADNEA unter Vollzeug (Volle Besegelung, Genua und Großsegel) durch den sonnigen Morgen an der Küste entlang Richtung Süden. Die Stimmung am Schiff war großartig. Kurs: Immer auf das Kap zu. Nach einigen Stunden kreuzte eine Schule Rundkopfdelfine meinen Kurs. Sie sind leicht am runden Kopf, dem langen Rücken und der kleinen Rückenflosse zu erkennen. Es waren etwa 20 Tiere die regelmässig neben mir auftauchten um Luft zu schnappen. Es ist jedesmal wunderschön ihnen zu begegnen. Nachmittags schlief der Wind ein und ich lief die letzten Seemeilen unter Motor. Der erste Liegeplatz für die Nacht ist die kleine Mole von Limeni. Die Bucht war jetzt in 5 Seemeilen Entfernung als sich die Sonne bereits dem Horizont näherte.
In Limeni ist nichts los. Ich lege alleine an und sehe für die gesamte Dauer meines Aufenthaltes keinen Menschen. Die Häuser haben alle die Fensterläden zu. Nachts brennen 4 Straßenlaternen im Ort, die Mole ist unbeleuchtet und ich lasse zur Sicherheit über Nacht ein Licht an Deck brennen. Sollte nachts ein Schiff einlaufen bin ich, und die Lage an der Mole gut zu sehen. Nach einer ruhigen Nacht am Kai, (Ich musste lediglich 4 Katzen vom Schiff verscheuchen) habe ich am Tag darauf pünktlich um 9 Uhr abgelegt und bin mit der Landbriese aus der Bucht gesegelt. Schon nach 2 Seemeilen dreht der Wind auf Süd und schläft dann ganz ein. Verdammt. Das war so nicht vorhergesagt. Diese unberechenbaren Winde sind eine Eigenheit dieser Region hier und nerven. Wer segeln will sollte diese beiden Einbuchtungen südlich an Peloponnes meiden. Schon nach einer halben Stunde gedümpel mache ich den Motor an um meine heutige Tagesetappe zu schaffen. Schließlich lagen noch knappe 30sm, und nicht zu letzt das Kap vor mir.
So ging es also weiter unter Motor und Segel, mit festgestelltem Steuerrad und 4,5 Knoten Fahrt (8 kmh). Der große Nachteil war jetzt, das ich die Padnea unter Motor, nun von Hand steuern musste. Unter Segel, bei Wind, hält die Windsteueranlage am Heck, den Kurs. Sie orientiert sich an der Windrichtung. Doch jetzt, ohne Wind gab es keinen Anhaltspunkt für die Windfahne. Das bedeutet, man korrigiert etwa alle 2 Minuten den Kurs um ein paar Grad von Hand. Manchmal weniger oft, manchmal öfter. Je nachdem wie die Wellen den Schiffskurs gerade ändern. Erst wieder weg vom Land, weiter nach rechts, danach wieder zurück, auf das Kap zu. So geht das dann ewig weiter, und eigentlich wollte ich vor dem Kap unbedingt noch was warmes essen.
Etwa 5 Seemeilen Nordwestlich des Kaps Tainaron kann Padnea einen einigermassen guten Südkurs halten und ich gehe nach unten um mir Nudeln, mit einer unheimlich fad schmeckende Fertigsosse aus dem Glas kochen. Na wenigstens war das essen warm. Als Nachspeise gibt es noch eine Tasse Schwarztee und einen Müsliriegel. Das gibt Energie für das Kap. Schließlich muss jetzt auch langsam eine Entscheidung her, denn ich weis in diesem Moment immer noch nicht ob ich den 14m hohen Felsen und das (ungefährliche) Schiffswrack, welche nun 4 sm, direkt auf meinem Weg zum Kap liegen, nördlich oder südlich passiere.
In diesem Moment bläst ein Wind aus Nord in unser dichtgeholtes Großsegel und dreht die Nase von Padnea deutlich nach Osten. Der Wind scheint stabil zu bleiben und nimmt sogar zu. Dankeschön für die Entscheidungshilfe. Ich passiere den Felsen also nördlich. Ich setzte zusätzlich die Genua zum Großsegel und wir rauschen mit 6 Knoten Fahrt zwischen Land und dem bedrohlichen Felsen durch. Die Passage ist 2,5 sm breit. „schön in der Mitte bleiben“. Ich Navigiere in solchen Fällen mit Vorliebe durch die Wassertiefe. Hier halte ich mich einfach (nach einem Blick in die Seekarte) auf der 100m Tiefenlinie. So bleibe ich gut klar von allem Übel.
Die Passage ist nach etwa einer Stunde durchlaufen und ich bin frei vom Felsen, als mein AIS (Automatisches Identifizierung System) zu Piepen beginnt und ein Schiff, auf Kollisionskurs, direkt vor mir meldet. Ich muss mit dem Fernglas suchen und sehe tatsächlich ein kleines offenes Boot mit Aussenborder, direkt voraus. „Der hat AIS“? Darin sitzt ein Herr, er tuckert da so rum. Mal dorthin, mal hierhin. Ich halte weiter meinen Kurs. (Ausweichregel: Motorschiff weicht Segler aus)
Komischer Kauz, was macht der den hier? Jetzt hält er auch noch auf mich zu. Soll ich schon mal die Leuchtraketen holen und klar zum Gefecht machen? Nein natürlich nicht!
Auch wenn ich nicht leugnen kann das dieser Gedanke kurz auf kommt.
Es ist wohl einfach nur ein Fischer der die ruhige See nutzt um seine Fischgründe abzuloten. Und tatsächlich freue ich mich ihn hier zu treffen. Als klar ist das wir uns ziemlich nahe passieren werden gehe ich schnell nach unten und hole, nein, nicht die Raketen, eine dose Bier für Ihn aus der Bilge. Ich will sie ihm in mein Kielwasser werfen. Als Begrüßungsgeschenk, oder als meine Wertschätzung das wir uns hier an diesem Ort getroffen haben. Ich laufe nach wie vor meinen Kurs, unter Vollzug und 6 Knoten. Er fährt knapp vor meinem Bug vorbei. Dann ist er mit seinem Aussenborder doch sehr schnell. Blickt aber zurück. Wir winken uns freudig zu, er winkt lange und scheint sich ebenso über diese Begegnung zu freuen. Toll. Ich sehe schließlich davon ab, ihm jetzt die Bierdose zuzuwerfen. In meinem Kielwasser würde er sie nicht bemerken und wenn ich werfe,…womöglich treffe ich Ihn am Kopf und er treibt dann bewusstlos in seinem offenen Bott aufs Meer hinaus. Geschweige denn, das die Dose beim öffnen dann unglaublich schäumen würde. Also im Endeffekt weder Bier- noch Raketenbeschuss. Konzentrier dich Andy, es geht aufs Kap zu.
Die Passage um das Kap war dann irgendwie einfach nur gut. Der Leuchtturm auf dem Felsen ist Wunderschön. Man ist trotzdem in hab acht Stellung. Zwischen dem überwältigendem Gefühl, gerade ganz unten an diesem Spitz zu sein und den Anblick zu genießen ist man trotzdem gespannt. Jedes Kap das man umfährt, und sei es noch so klein, birgt irgend eine Überraschung oder bringt zumindest eine Veränderung mit sich. So zumindest meine bescheidene Erfahrung bisher. Hier an diesem Kap, ich bin jetzt schon beinahe rum und der Leuchtturm liegt schon hinter mir, bemerke ich als erstes das verschwinden der lange Dünung aus Westen (runde lange Wellen, von etwa 1m höhe). Das Kap deckt mich jetzt nach Westen hin ab. Nicht das die Dünung vorher unangenehm gewesen währe, aber jetzt kein Seegang mehr. Es ist wunderschönes segeln. Jetzt sieht man an der Wasseroberfläche ein bisschen die Meeresströmung, die von Osten nach Westen am Kap „vorbeidrückt“. Kleine spitze Wellen die ein bisschen konfus aussehen. So als würde das Wasser vibrieren oder gleich Kochen. Und dann kommt doch noch die Überraschung. Ich bin bereits eine gute Seemeile am Kap vorbei, als sich auf der Wasseroberfläche das herannahen der erste Bö abzeichnet. Ich bin jetzt, vom Wind her gesehen, hinter den Bergen. Hier entsteht durch die darüberstreichende Luft, ein Unterdruck in Bodennähe. Das kleine „BodenTief“ saugt natürlich immer wieder mit Wucht und einer in die Tiefe rauschenden Bö, Luft an. Aber diese Böen sind nicht bedrohlich für uns. Ich muss nicht mal reffen. Stattdessen öffne ich kurz vor einfallen der nächsten Bö, einfach das Großsegel etwas. So geht die Rauschefahrt weiter und wir legen uns nicht so stark über. Es ist herrlich und wir haben nur noch 2 Seemeilen bis zu unserem heutigen Tagesziel. Die Bucht von Porto Kayo. Unser Ankerplatz für diese Nacht. Padnea fährt langsam, mit festgestelltem Steuerrad im Kreis, während ich noch vor der Bucht die Segel berge. Die ein oder andere Böe rauscht noch über uns hinweg, aber das macht uns nichts. Wie die Helden des Tages laufen wir durch die Öffnung in die weite Bucht, auf den südlichen Sandstrand zu. Mit dem letzten Tageslicht finden wir vor dem malerischen Dörfchen eine helle Stelle auf dem Meeresgrund. (Heller Grund = Sand / dunkler Grund = Seegras) Sand hält gut, Seegras hält schlecht. Der Anker fällt auf 5m Wassertiefe. Geschafft.
Leinen Aufschießen, Segel einpacken, Instrumente ausschalten, Ankerlicht an. Während ich das Schiff aufklariere versuche ich mich ein wenig zu sammeln, und den Tag zu realisieren. Als feierlichen Abschluss, und um tatsächlich „runter zu kommen“ gönne ich mir eine kalte Süswasserdusche im Cockpit. Herrlich nach so einem Tag. Im Schiff brennt schon der Ofen und macht es gemütlich warm. Als Abendessen bereite ich mir ein rotes ThaiCurry mit frischem Gemüse, Nüssen und Reis. Dazu eine Kanne Salbei-Tee. Ich gehe nicht an Land. Nach dem Essen stelle mir den Wecker auf 07:30 und falle todmüde in die Koje. Genug für heute. Doch weit gefehlt.
Gegen 23:00 Uhr frischt der Wind auf und es kommen starke Fallböen auch hier in die Ankerbucht gerauscht. Ich werde wach. Padnea „segelt“ vor Anker hin und her und zieht jedes mal tierisch an der Ankerkette. Die Böen kommen in Abständen und werden stärker. Mit jeder neuen Fallböe heult und pfeift es im Mast. Ich ziehe mich an und gehe mit Stirnlampe an Deck um die Situation besser zu übersehen. Es ist stockfinster in der Bucht. Man sieht nur die Sterne und das beleuchtete Schiff. Kein Mond, kein Licht an Land. Ich wäge meine Möglichkeiten ab und denke an den Spruch den mir ein alter Kapitän mal gesagt hat: „So lange der Anker hält macht man gar nichts“. Ich mache aber doch was. Da wir das einzige Schiff in der Bucht sind haben wir Platz. Ich strecke also die restliche 15m Ankerkette. Wir hatten 30m Kette draussen, somit liegen 45m Kette, an einem 17kg Bügelanker, der hervorragend eingefahren ist, auf Sandgrund! Das sollte halten und das hat es bisher auch immer. …sage ich so vor mich hin, während ich wieder ins Cockpit gehe. Ich beobachte die neue Situation. Die Haltekraft des Ankers ist somit auf jeden Fall erhöht. Um auf Nummer sicher zu gehen aktiviere ich noch den Ankeralarm des GPS und den Flachwasseralarm des Lot´s. Unter pfeifendem Mast lege ich mich wieder in die Koje. Es ist alles getan. Eine weile lausche ich noch den Geräuschen. Fühle noch die Bewegungen des Schiffes und weiß schließlich das alles halten wird. Kalinichta
07:30 Uhr, der Wecker klingelt. Diesmal war ich schon vorher wach. Das Wetter ist ruhig. Der erste Blick aus dem Fenster verrät das wir immer noch an Ort und stelle sind. Die Sonne ist noch hinter den Bergen und es soll ein sonniger Tag werden. Windvorhersage: 3 Windstärken aus NordWest. Das ist perfekt, denn heute steht die Überfahrt vom mittleren Kap, direkt an das östliche Kap an. Ziel ist heute die Insel Elofonisos. Kurs Ost 30 sm.
Noch vor Anker setze ich das Großsegel und gehe Anker auf. Der Wind stimmt, und ich segle mich nur unter Großsegel frei. Noch in der Einfahrt zur Bucht ziehe ich die Genua hoch und halte Kurs aufs offene Meer. Kurs Ost. Fahrt 2,5 Knoten. Na mal abwarten. Vielleicht wird's draussen noch mehr Wind. Ich kupple die Windfahne ein und setze noch einen Tee auf. Noch bevor das Wasser kocht dreht der Wind auf Ost und flaut schließlich total ab. Ich bin ja geduldig. Und während ich so meinen Tee im Cockpit trinke, mit schlaff herabhängenden Segeln, kann ich beobachte wie das Meer immer ruhiger und glatter wird. Prima. So hab ich mir das vorgestellt!!! Vorsegel runter, Großsegel bleibt stehen, Motor an. Wir tuckern mit 4,5 Knoten nach Osten. Für die nächsten 7 Stunden heißt es also wieder per Hand steuern.
Trotzdem ist es schön. Auch wenn der Motor tuckert. Man schwebt mit seinem Schiff zwischen zwei Elementen dahin. Unter mir sind etwa 2.000m tiefes Wasser und über mir 13.000m Luft (oder ist es mehr?) Und plötzlich realisiere ich das sich die Dinge hier anders verhalten. Es ist plötzlich nicht mehr so das der Lebensraum, in dem ich mich befinde, also die Luft, der Belebtere Lebensraum ist, sondern der Lebensraum unter mir, im Wasser, ist plötzlich der in dem das Leben und die Artenvielfalt spielt. Dort ist richtig was los. Es ist genau anders herum wie an Land, wo sich das Leben überwiegend in der Luft, also auf dem Erdboden abspielt und unter der Erde neben ein Paar Würmern nur noch vereinzelt die Mäuse buddeln, also nicht viel los ist. (ja ja ich weiß das da auch noch ein bisschen mehr los ist) Jedenfalls hier auf See dreht sich das um. Hier bin ich der einsame Regenwurm in meiner „Luft“. Und während ich hier oben nur ahnen kann wieviele Arten sich unter mir tummeln, bin ich hier eigentlich allein auf weiter Flur. Es ist komplett andersrum.
Und es muss dieser erlauchte Moment gewesen sein, als ich hinter das Steuer gegangen bin um mal auf den Tiefenmesser zu sehen. Eigentlich völlig hinfällig, den er kann als maximale Tiefe höchstens 200m messen. Doch was ich sehe erstaunt mich nicht schlecht, zumal ich weiß daß das Lot sehr gut und genau funktioniert.
Mein Lot zeigt in diesem Moment genau: 70m Wassertiefe, ansteigend…55m ansteigend 40m…38m…35m…29m… WAS….. IST DEN HIER LOS? Um Gottes Willen!
Wir sind ziemlich genau zwischen diesen beiden Kaps. Das ist doch nicht möglich. Und auf einen Schlag war die Anzeige wieder weg. Also wieder über 200m. Das darf doch nicht wahr sein. Ich eile zum Kartentisch. Überprüfe die GPS Position und sehe auf der Seekarte den Eintrag 1.617m Wassertiefe an dieser Stelle. Fuck! Ich setze eine Markierung im GPS und gehe wieder nach oben ans Steuer. Und schon geht das Spektakel von vorne los. Die Wassertiefe steigt von etwa 70m rasant bis auf etwa 30m an, um dann wieder, die letzte gemessene Tiefe anzuzeigen. Also keine aktuell messbaren Werte hat.
An der Wasseroberfläche sieht man davon nichts. Kein auftauchender Waal der Luft holt, keine Rückenflosse. Nichts. Weit und breit alles wie immer. Also taucht uns da tatsächlich ein Waal an oder wir werden von einem U-Boot verfolgt. Es muss jedenfalls etwas größeres Sein, das genau unter der Padnea, in der selben Geschwindigkeit, auftaucht, um dann seitlich wegzutauchen. Gottseidank muss man sagen!
Und schon wieder geht das spiel von neuem Los. Diesmal gehe ich auch an die Reling und sehe ins Wasser ob man was erkennen kann. Nichts. 30m Tief sieht man einfach nicht. Ich stelle mir vor was passiert wenn das Ding mal weiter auftaucht und ziehe mir vorsichtshalber meine Rettungsweste an.
Dieses Spektakel mit dem Lot sollte sich noch so oft wiederholen, das ich sogar Zeit hatte zu Filmen. Ich weiß nicht was es war. Irgendwann hat es aufgehört.
Die restliche Strecke bis Elofonisos blieb es dann, bis auf die beiden tieffliegenden Düsenjäger, welche mich mehrmals überflogen haben, sehr ruhig. Ich hatte das Bedürfnis anzukommen. Und so habe ich mich jetzt, 2sm vor der Insel, entschlossen direkt in der südlichen Ankerbucht, vor dem langen Sandstrand zu Ankern und dort übernacht zu bleiben. Die restlichen 5 sm zum Hafen im Norden der Insel könnte ich in ruhe und ausgeschlafen am nächsten Tag machen.
Die Ankerbucht war herrlich. Weißer Sand. Kristallklares Wasser. Als der Anker hält ziehe ich mich aus und springe direkt ins Meer um eine runde um das Schiff zu schwimmen. In diesem klaren Wasser sieht es tatsächlich aus als würde das Schiff schweben. Irre. Wir sind auch hier wieder das einzige Schiff in der Bucht und der Strand ist Menschenleer. Die wenigen Häuser an Land sehen diesmal sogar verlassen aus. Es ist eben November und keiner betreibt hier ausserhalb der Saison eine Strandlokal. Und in diesem Moment sehne ich mich nach Menschen. Was ist der schönste Platz auf Erden wenn man ihn nicht mit jemanden Teilen kann? Und wenn es manchmal auch noch so anstrengend war, jetzt vermisse ich meine Crew und Familie. Johannes und Eva.
Der Beschluss ist schnell gefasst. Ich hole den Anker auf und fahre die letzten 5sm in den Hafen.
Jetzt läuft alles ganz ruiniert. Ich kann sogar noch mal Segel setzten. Während ich auf dem Schiff alles für ein Hafenmanöver vorbereite freue ich mich über die Fischer die mir auf ihren kleinen Booten entgegenkommen um die Netze auszubringen. Alle Leinen klar, Fender raus, Anker klar zum fallen, Handfunkgerät auf Kanal 16. Mit dem letzten Tageslicht laufe ich in den Hafen von Elofonisos ein. Ein kleines sicheres Eck, direkt neben den großen Fischerbooten ist frei. Ich mache fest, klariere das Schiff auf und gehe direkt in die einzige offene Taverne. Ich schwanke. Der Seegang der letzten 3 Tage liegt mir im Gleichgewichtssinn. Es sieht bestimmt aus als währe ich besoffen. Egal. Ich freue mich hier zu sein und hier werde ich erst mal auch 2 Tage bleiben. Die nächsten 2 Tage ist ohnehin kein Wind angesagt. Ich esse an diesem Abend das beste Moussaka meines Lebens und trinke ein Bier dazu. In der Taverne brennt der Holzofen und es ist wunderschön warm. Einige Einheimische sitzen hier und schauen Fußball. Alles kommt mir etwas unwirklich vor. Ich erfahre noch das ich mit der Insel Elofonisos, die Ägäis erreicht habe. Also nicht mehr im Ionischen Meer bin. Die Grenze sei hier am Südzipfel der Insel. Also irgendwo dort wo ich mein Bad in der Ankerbucht hatte! Wie eine Taufe, oder Reinwaschung. Genau so hat es sich angefühlt. Danach falle ich todmüde in meine Koje um tatsächlich am nächsten Tag wieder pünktlich um 07:30, mit der Sonne aufzuwachen.
So richtig realisieren kann ich meine Reise bis hierher erst im laufe des Vormittags.
Und schon bekomme ich Lust wieder auf die See hinaus zu fahren.
Am Sonntag den 26. segle ich weiter, um das dritte und letzte Kap. Das Kap Maleas. Das Ziel ist das 30sm entfernte Monemvasia. Endziel meiner Reise für dieses Jahr soll schließlich Porto Cheli werden.
schönen Gruß,
Andy
Hi Andy,
schön geschrieben, danke fürs teilhaben lassen an der Reise.
Was iss´n das für eine App wo du die Schiffsbewegung vor Anker mitlogst?
Viele Grüße,
Roland
Hey Roland,
danke für dein schönes Feedback.
Die Tracks mache ich mit der Navionics App. Auch vor Anker.
Schönen Gruß,
Andy
Leave a Reply.
Blogbuch-Archiv
February 2020
June 2019
April 2019
March 2019
February 2019
November 2018
October 2018
September 2018
August 2018
July 2018
June 2018
May 2018
April 2018
March 2018
January 2018
December 2017
November 2017
October 2017
September 2017
August 2017
July 2017
June 2017
May 2017
April 2017
January 2017
Kategorien
All
Andy
Belize
Destiny
Eva
Guatemala
In Albanien
In Griechenland
In Kroatien
In Montenegro
Johannes
Mexico
PADNEA
Solo Sail / Einhand
Video Beitrag