Alleine auf dem Schiff...
Kalamata ist eine schöne Stadt mit schicken Menschen und ohne dominierenden Tourismus. Auffällig in Kalamta ist, ich war jetzt bereits 4x in der Stadt (jedesmal unter der Woche am Nachmittag) es haben einfach immer alle Geschäfte zu! Also nicht nur ein Paar oder so, sondern wirklich die allermeisten. Einfach geschlossen. Öffnungszeiten an der Türe sucht man vergebens. Offen haben nur die Caffee´s, Bars und diverse Einzelhändler. Natürlich muss man auch genau hinsehen ob da nicht vielleicht doch jemand hinterm Tresen sitzt. Denn das Licht ist in den wenigen geöffneten Läden durchaus nicht angeschaltet und der Laden ist auf den ersten Blich auch nur als geschlossen zu erkennen. Aber sämtlichen anderen Geschäfte haben einfach zu. Klamottenläden, Telefonläden, Buchläden, alles zu. Ein echtes Phänomen das mir bisher noch nicht begegnet ist. Jetzt ist diese Stadt aber nicht ausgestorben oder sowas. Da leben ganz normal Menschen und es herrscht reger Verkehr auf den Straßen. Mein Nachbarlieger hier im Hafen, Jan aus der Bretagne, meinte. „Try it between 9 and 12. Before Midday“. Also morgen Vormittag noch mal versuchen.
Das Hafenleben. Im großen und ganzen verbringe ich hier im Hafen meine Zeit mit arbeiten am Schiff. So habe ich neben diversen kleineren Reparaturen und Verbesserungen, den neuen Dieselofen eingebaut und angeschlossen. Dazu musste ein riesiges Loch durch das Deck gebohrt und mit der Stichsäge auf 12cm erweitert werden. Bei so einer Aktion sagt einem der Kopf ständig „STOOOOP, KEIN LOCH INS SCHIFF BOHREN!“ Aber nach dem ich die Position, die Große und noch mal die Position des angezeichneten Loches mehrmals überprüft habe ging es los. Mit dem Bohrer durch 1cm dickes Glasfasergewebe. Und danach den Kamindurchlass eingesetzt. Dämm- und Dichtungsmaterialen eingepasst und alles massiv Verschraubt. Bei so einer „größeren“ Aktion helfen immer viele Leute im Hafen mit. Bobbi (Weltumsegler, mit Frau) leiht mir seine Stichsäge und Flex und hilft mir bei den Kaminrohren. Von Jan (47, Mittelmeersegler, alleine bzw. mit Katze unterwegs) bekomme ich Akkuschrauber, Bohrer und Sikaflex (Dichtungsmasse). Er ist inzwischen mehr als nur ein Nachbarlieger. Wir essen zusammen zu Mittag, bringen uns gegenseitig Dinge aus der Stadt mit. Mal lädt er mich zum Essen ein, mal ich Ihn. Was ihm fehlt hab ich im Werkzeugkasten und umgekehrt. Er und seine kontemporäre „Mitbewohnerin“ Laura (25, Frankreich), sie ist für 3 Tage Mitbewohnerin auf dem Schiff, denn Jan ist bei Couchsurfing angemeldet. Immer wieder kommen somit diverse Leute auf sein Schiff um für ein Paar Tage dort zu Wohnen. Er freut sich immer über Besuch und nette Menschen die was zu erzählen haben, meinte er. Die beiden helfen mir also tatkräftig bei Arbeiten an der Decksdurchführung und dessen Verschraubung. Und so kann ich nach einem Tag Arbeit bereits den ersten Testlauf mit dem neuen Refleks Dieselofen starten. Der Ofentest Das Anzünden macht mir noch Schwierigkeiten, aber ich komme schon noch dahinter wie es am besten geht. Schließlich, nach 4 Versuchen brennt die Flamme stabil. Der Ofen läuft prima und der Kamin zieht wie Hechtsuppe. Hervorragend! Sofort wird es wohlig warm im Schiff. Ich drehe den Regler auf die kleinste Stufe und gehe nach draussen um im Cockpit noch das restliche Werkzeug zu verstauen. Als ich nach kurzer Zeit wieder ins Schiff komme faucht und röhrt der Ofen wie wild. Man hört die Flammen förmlich durch das Abgasrohr schießen und der untere Teil des Kamins glüht bereits rot. Oh Fu***! Unmittelbar um den Ofen ist es unglaublich Heiss. Viel zu Heiss. Ich kontrolliere den Regler und stelle zu meinem Entsetzten fest. Ich habe versehentlich nicht auf kleinste, sondern auf höchste Stufe gestellt. Schnell drehe ich den Regler runter und stoppe die Dieselzufuhr. Das wird die Höllenmaschine stoppen. Doch der Ofen ist in Fahrt und brennt mit dem Restdiesel im Kessel voll weiter. Im Kopf spielen sich bereits die schrecklichsten Szenarien ab. Das Kaminrohr ist nun so heiss das mein Finger, an der Stelle, kurz bevor es durch die Decke führt, mit etwas Wasser daran, sofort mit einem intensiven Zischen wieder trocken ist. Jetzt muss was passieren. Ich schalte den Ventilator an, richte ihn auf das Rohr und öffne alle Luken im Schiff. Wie lange hält das denn noch??? Ich lasse den Ofen und renne an Deck, um das Deck von aussen zu kontrollieren. Selbst der Kamin ist so heiss, das der leichte Nieselregen bereits 5cm vor dem Auftreffen verdampft. Es dauert gefühlt eine Ewigkeit bis das Feuer schließlich kleiner wird und erlischt. Die Ofenrohre hören auf zu glühen. Lautes knacken und klingen zeugt davon daß das Edelstahl sich abkühlt. Nur noch Resthitze strahlt ab. Na endlich! Ich überprüfe alle Kunststoffleitungen und umliegenden Einrichtungsgegenstände. Alles etwas sehr warm, aber in Ordnung. Auch die Decksdurchführung, die Deckenverkleidung und die angrenzende Couch. Scheint alles in Ordnung zu sein. Gut das ich die Decksdurchführung übermässig mit Dämm Material für Auspuffrohre ausgestopft habe (übrigens auch aus dem Restbestand von Jan). Nicht auszudenken was passiert währe wenn es zwischen Decke und Abdeckung zu glühen begonnen hätte. Aber, alles scheint unbeeindruckt von meinem „Triebwerktest“. Wow. Ich stehe etwas unter Schock und bin froh das alles überstanden ist. Lasse mich erleichtert auf das Sofa fallen. Für Heute keine Abenteuer mehr. Der nächste Heizvorgang am Abend darauf wird, mit viel Respekt und ständiger Überwachung der Flamme, genau so wie man sich das vorstellt. Nämlich gemütlich. Die Wolldecke um die Beine gewickelt, eine Tasse Salbei Tee (selbstgepflückter griechischer Bergsalbei, mit Honig aus Lefkas). Der Dieselofen flackert auf niedrigster Stufe vor sich hin und verbreitet wohlige wärme. Draußen prasselt bei bedecktem Himmel, der Regen auf das Deck. Es ist saugemütlich. Und so plane ich mit Seekarten, Wetterberichten und dem See- und Hafenhandbuch meine Weiterreise und die nächste Etappen. Die nächsten Ziele. Für meine Fahrt fortzusetzen brauche ich wieder ein ausreichendes „Wetterfenster“, das mir erlaubt, die beiden weiteren Kaps von Peloponnes, Richtung Osten zu passieren. Denn ich will in die Ägäis. Noch jetzt im Winter. Nicht um jeden Preis, aber auch nicht unbedingt nur bei Sonnenschein. Zugegeben, es ist nicht die allerbeste Jahreszeit für die Weiterfahrt um die beiden Kaps, und aktuell hänge ich hier zwischen Starkwind aus Osten und einer Gewitterzelle im Westen, ziemlich eingekeilt, aber sicher geschützt, im Hafen fest. Ohne Plan und Ziel hier den ganzen Winter im Hafen zu verbringen ist für mich keine Option. Genau gesagt habe ich vor, nach Porto Cheli (Man spricht Porto Heli) als nächstes Ziel anzusteuern. Ein sehr guter Naturhafen mit ausreichend Infrastruktur um dort sein Schiff auch für 2-3 Wochen zu lassen und evtl über Weihnachten nach Hause zu fliegen. Athen, mit seinem Flughafen ist von dort aus nicht weit und gut mit der Fähre zu erreichen. Und wenn ich, sollte das alles so funktionieren, Mitte Januar wieder an Bord bin ist Porto Cheli ein guter Ausgangspunkt um mir, noch im Winter, etwas Raum nach Norden zu ersegeln. So liege ich im Frühjahr kommenden Jahres perfekt, um mit dem einsetzten des Meltemi (jährlicher Sommerwind in der Ägäis, aus NNO) mit Rückenwind in die Inselwelt der Kykladen, durch die Ägäis, wieder in Richtung „Süden“ zu Segeln. Soweit der grobe Plan. Ich brauche entweder ein einen Tag mit gutem Wind um die ganze Strecke von Kalamata, bis um den Mittleren „Finger“, nach Porto Kayio zu kommen. Das sind etwa 40 Seemeilen und 8-9 Stunden fahrt. Oder, noch besser, 3-4 Tage mit beständigen frischen Brisen aus NW oder W. Aktuell bläst es unten an den beiden Kaps mit Starkwind aus Osten. Das ist zu viel und vor allem aus der falschen Richtung. Ich bleibe also hier im Hafen, wie die Katze auf der Lauer. Kommt der Wind aus der richtigen Richtung ziehe ich die Segel hoch und hänge mich rein. Bleibt das Wetter unbeständig bleibe ich im Hafen. Keiner muss hier etwas beweisen. lg Andy Kalamata den 02.11.17
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