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"BLogbuch"

reisetagebuch graphic under sails

May 11th, 2018

5/11/2018

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Wir sind erkannt...!
oder: Mutig, aber nicht verrückt...

Auf dem Bild rechts sieht man uns gerade den Hafen von Apostoli verlassen. Apostoli ist ein kleines Örtchen an der Attikaküste im Saronischen Golf, nördlich von Athen. Am Ufer stehen Christos, mit Frau und Tochter Elleni. Sie winken uns zum Abschied. Christos macht Fotos. Auch wir sind wehmütig diesen Hafen zu verlassen. Noch nie ist uns ein Abschied so schwer gefallen. Noch nie war unsere Zeit in einem Ort so familiär wie hier.

Und auch PADNEA scheint nicht wirklich los zu wollen. Als wir die 45m Ankerkette vom Grund holen... im Blogbuch weiterlesen...
Bild
Erste Abreise aus Apostoli. Im HIntergrund, schöne Cumulus...
und mit Mühe unseren Anker ans Licht holen, stellen wir fest das wir neben einem Anker auf unserer Kette, der einfach zu beseitigen ist, wir 2 sehr dicke Ketten und eine Ankerleine im Bügelanker hängen haben. Na Bravo. Unsere Ankerwinsch ächzt die ganze Sache mit mühe an die Wasseroberfläche. Nun einen Festmacher an die Steuerbordklampe belegt, unten durch die Ketten und Leinen geführt, und nun auf der Backbordklampe dichtgeholt und ebenfalls belegt. Jetzt den Anker wieder einen Meter runter und schon hakt er alles aus und ist frei. Also Anker auf. Jetzt noch vorsichtig den Festmacher an der Steuerbordklampe öffnen, ausrauschen lassen, und damit den Ketten-Leinen-Verhau wieder auf den Hafengrund schicken. Wir sind frei! Los gehts. ...oder?

Ursprünglich wollten wir hier in Apostoli nur kurz eine Nacht verbringen. Denn im GreekWatersPilot steht unter der Überschrift "Apostoli": Ein kleiner, flacher, voll belegter Fischerhafen. Man darf nicht davon ausgehen hier einen Platz zu bekommen. Mit dieser Information im Hinterkopf, und in dem Glauben, hier nur kurz unser Glück zu versuchen und dannach wohl weiter nach Oropos oder Eriträa segeln zu müssen um die Nacht sicher verbringen zu können, sind wir Apostoli eingelaufen. ...und 2 Wochen geblieben :) Der Hafen war außer von 3 Segelschiffen, nur von 10 Fischerbooten belegt und somit eigentlich leer. Es hätte eine ganze Flotte an Segelschiffen Platz gefunden. Das ist also das Resultat einer derartigen Information im nautischen Reiseführer. Auch nicht schlecht. Zumdindest ist das der Stand der Dinge im Mai 2018.

Die erste Nacht liegen wir noch "vor dem Hafen", mit Buganker an der Aussehafenmauer. Mittag wollen wir mit dem einsetzenden Ostwind eh weiter nach Westen. Doch am nächsten Morgen werde ich von unruhigen Schiffsbewegungen geweckt. Der angesagte sachte 2er Wind aus Süd ist hier im Saronischen Golf natürlich ein 3er aus NordWest und steht uns somit voll rein. Ein verschlafener Blick aus dem Niedergang verrät, mit den ersten sich nähernden Schaumkronen, durchaus eine sehr baldige zunahme an Wind und Welle. Nichts wie weg hier. Der Platz kann bald gefährlich werden. Um das ganze so unkompliziert wie möglich zu gestalten verholen wir kurzerhand an den Kopf der Hafenmole direkt hinter den Wellenbrecher. Hier hat es nur noch 2.5 m Wassertiefe und da ich bezweifle das der Hafen die angegebenen 4m aufweist ist das zum Frühstücken und für die nötige Verproviantierung bis Mittag, eine akzeptable und sichere Lösung.

Es wird Mittag. 3 Frühstückseier, 4 Kaffee, 1 Müsli, 1 Kaba, 80l Diesel, 100l Brauchwasser, 150l Trinkwasser und jede Menge Lebensmittel haben ihren Weg gefunden und wir sind bereit zum Ablegen. Der versprochene Ostwind kommt und nimmt an stärke zu. Alles pefekt um weiter zu segeln. Unser nächster Hafenliegeplatz, wo immer er auch sein würde, währe mit einer längeren Liegezeit verbunden. Ich habe umfangreiche Änderungen und Ergänzungen an meinem aktuellen Auftrag auszuführen. Und dazu ist eine Woche schlechtwetter mit Gewitter angekündigt. Als wir also bereit sind um abzulegen und Johannes das mitbekommt fängt er an zu weinen. "Ich wollte jetzt gerade Angeln...". Und als uns jetzt noch ein netter Kapitän von einem Motorsegler versichert, das im Hafen neben Ihm noch ein sicherer Platz, mit ausreichend Wassertiefe ist, und wir doch bleiben sollen, ist es geschehen. Ich habe in Apostoli, mit dem "Cafe del Mar" und dem Café "Osteria" (von Christos) zwei perfekte Möglickeiten gefunden am 200 Seiten Katalog weiterzuarbeiten und für Johannes war der Spielplatz, und somit alle Kinder des Ortes, einen Steinwurf vom Schiff entfernt. Die Bewohner von Apostoli sind freundlich, hilfsbereit und man fühlt sich wirklich von Herzen willkommen.

Doch der absolute Oberhammer kam erst noch. Ich denke es war 2 oder 3 Tage nach dem wir beschlossen haben zu bleiben, als Michael, ein Deutscher, der seit 20 Jahren hier am Ort lebt, an unserem Schiff stand und uns quasi "erkannt und gefunden hat" !!!

Er hat unseren "Albanien Bericht" im Segelmagazin Palstek gelesen und verfolgt seitdem unsere Reise und Blog hier auf der Webseite neograf.de. Als er an diesem Tag festgestellt hat das wir tatsächlich bei Ihm im Ort im Hafen liegen, hat er sich mit seiner Tochter und 3 Bier auf den Weg gemacht um an der PADNEA vorbei zu kommen und mal Hallo zu sagen. Das war für uns neu. Michael hat sein Segelschiff auch hier im Hafen liegen, ist mit einer Griechin verheiratet und spricht perfekt Griechisch. "Wenn ich euch irgendwie helfen kann sagt bescheid" und somi wurden Nummern und Emailadressen ausgetauscht. Mit der angebotenen Hilfe wussten wir erst mal noch nichts anzufangen, bis Eva eingefallen ist das sie eventuell zum Zahnarzt sollte, weil sie da so eine empfindliche Stelle am Backenzahn hat, die sich so anfühlt als sollte sie behandelt werden. Und das am besten bevor es schlimm wird oder wir zwischen den abgelegensten Inseln der Ägäis segeln. Und jetzt kommt der nächste Hammer. Tatsächlich hatt Michael zwei Bekannte deutsche Ärzte mit Zahnarztpraxis in Athen. Beide in deutschland Promoviert! Zu allem Überfluss bot er uns an, gleich einen Termin auszumachen und uns mit seinem Auto zu fahren. Und so waren wir schon zweit Tage darauf, für einen Nachmittag in einem Randviertel von Athen. Eva beim Zahnarzt und Johannes und ich beim Kaffetrinken. VIELEN LIEBEN DANK noch mal MICHAEL!!!

Und bis man sich versieht, ist die erste Woche um. Und einen Augenblick dannach auch schon die zweite.
Johannes hat in diesen zwei Wochen die kleine 2 jkährige Eleni ins Herz geschlossen und auch Eleni den Johannes. Eleni ist die Tochter der Cafebesitzer Christos und seiner Frau (ich hab Ihren Namen leider vergessen...werde ihn hier aber nachtragen wenn er mir wieder einfällt) und besucht uns inzwischen jeden Nachmittag am Schiff. Abends kommen dann noch all die restlichen Kinder des Dorfes vor unserer PADNEA zusammen und besuchen Johannes. Zusammen fangen sie Fische, Krebse und Quallen oder sie spielen Frisbee, Fussball, oder sonst was zusammen. Es ist herrlich. Ein gewusel aus lachenden und schreienden Kindern. Man hat uns mehrmals von verschiedenen Seiten geraten doch einfach hier zu bleiben. Ja es war tatsächlich verlockend, aber wir haben noch einiges vor und ja, so schön es ist, wir wollen weiter. Die ganze Ägäis liegt vor uns. Ein ganzer Sommer voller Segelabenteuer und wunderschöner Orte wartet auf uns. Wir versprechen am Abend vor unserer Abreise, bei einer kleine Abschiedsparty, die wir am Schiff gegeben, wieder zu kommen. Um so so schwerer war es am kommenden Morgen die Leinen Loszuwerfen und den Anker aufzuholen.

Und jetzt kommt das Ding mit dem Wetter. Wie vorhhin schon erwähnt lag seit Tagen ein gewittriges Wettergeschehen über uns. Täglich wuchsen über den umliegenden Bergen enorme Cumulus heran, die schon gegen Mittag zu gigantischen Cumulonimbus mutierten. Bedrohlich ist gar kein Ausdruck. Man wartet auf den Weltuntergang. Doch ebenso seit Tagen bläst die Nachmittagsbriese einfach alles wieder weg und eine sternenklare Nacht folgte. Jeden Tag das gleiche Spiel. Nur nicht am Tag unserer Abreise.
Wir verlassen also den Hafen. Motoren uns in freien Seeraum und setzten die Genua. Mit 5 Knoten brausen wir, Kurs Nordwest, auf unseren neuen Hafen zu. Nicht unbeeindruckt von den Wolkengebilden, beschließen wir, nur in den 5 Seemeilen entfernten Hafen Orops zu verholen und dort noch zwei Nächte Schutz zu suchen bis sich das Wetter wieder zum besseren wendet.
Nach so einem Abschied kann man doch nicht liegenbleiben. Man hat doch allen erklärt das es weitergehen muss.

Als wir nun um die erste Landzunge gesegelt sind und endlich freien Blick auf den Horizont Richtung Westen haben, gefällt uns garnicht was wir sehen. Vor uns dunkles Wasser, welches, wo eigentlich der Horrizont sein sollte, heller wird und schließlich in weiße Gischt übergeht. Darüber verläuft das weiß in dunkleschwarze Wolken ... Shit! das sieht gar nicht gut aus, und es kommt direkt auf uns zu.  Verabschiedung hin oder her. Wir kehren um. Und schon hören wir die ersten Donner bedrohlich über uns grollen. Frau Und Kind nach unten. Wir sind zwar mutig aber nicht bescheuert. 180° Wende. Vorsegel dicht. Motor an. Volle Fahrt zurück nach Apostoli. In 10 Minuten sind wir im Hafen. Noch während PADNEA alleine mit 7 kn und einiger Krängung (schräglage) den Hafen anläuft, mache ich den Anker wieder klar zum Fallen, belege die achteren (Heck) Festmacher und schieße die Leinen auf, bereit zum Werfen. Schon sind wir kurz vor der Hafeneinfahrt. Jetzt den Bug in den Wind. Lautes Segelschlagen. Los das Fall und damit rauscht das Vorsegel auf Deck. Zurück auf Kurs. Das riesige Segel wird, dank unserer, an die Reling installierten Gummileinen mit Haken, sehr schnell zusammengerefft und an die Reling gebunden. Jetzt hat man Platz auf dem Vorschiff. Das Hafenmanöver in einem bekannten Hafen ist ein Klacks. Quasi Heimspiel. Und schon fällt der Anker wieder in das sichere Hafenbecken, auf dessen Grund schon 100erte von Anker, Ketten und Leinen darauf Warten sich wieder in unseren 17kg Bügelanker zu verhaken. Und wenn schon. Sollen sie doch.
Die ersten Bltze zucken aus den Wolken, auf die Wasseroberfläche, wo wir vor wenigen Minuten noch gesegelt sind. Der darauf folgende Donner ist eher ein lautes kurzes schnalzen und krachen, verbunden mit elektrischem Knistern und einem Druck der direkt in der Magengrube endet. Der freundliche Fischer, neben dem Johannes die letzten Tage oft stundenlang gesessen und zugesehen hat wie der Schwimmer auf dem Wasser treibt, ist auch heute wieder da. Er fängt unsere Achtere Luv-Leine (die dem Wind zugewandte) und bindet uns am Poller fest. Geschafft. Wir sind fest. Der Rest ist Kür und schnell erledigt. Johannes hat sich aus Angst vor Donner und Blitz in das vorderste Eck seiner Bugkoje verkrochen und Weint laut. Eva ist schon auf dem Weg zu Ihm. Ich schließe den letzten Reißverschluss der Segeltasche, als die weiße Gischt über die Hafenmauer kommt und mit dicken Tropfen der Regen einsetzt. Die Welt um uns rum scheint im weiß zu verschwinden. Niedergang zu. Luken dicht. Jetzt wird´s gemütlich. Schließlich ist heute Vatertag.

PS:
Abends um 17 Uhr, nach dem sich das Gewitter verzogen hat, haben wir die Überfahrt erneut angetreten. Diesmal mit Erfolg und in Richtung untergehende Sonne.

PPS:
Manche Bilder sind leider nur in sehr geringer Auflösung per Email angekommen.
Thank you for the Photos Christos.

schöne Grüße
Andy
von der Padnea
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