Saharastaub, Vulkane und Schwefel
habe ich Zeit Tagestouren in alle Himmelsrichtungen zu unternehmen. Da währen zum Beispiel das Grab des Poseidon auf der Insel Poros, die Schildkrötengegend an den vorgelagerten Bergen des Festlandes, alte und wunderschöne Klöster in den umliegenden Bergen und natürlich die vom internationalen Tourismus völlig übersehene Halbinsel „Methana“. Wie der Name Methana schon verrät, gibt es hier eine direkte Verbindung zum Erdinneren und die diversen Vulkane der Halbinsel sind mit etlichen Wanderwegen von unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden überzogen. Anderen Wanderern begegnet man hier nicht. Die Aussicht ist bereits nach kürzester Zeit atemberaubend, und während man sich von Sea-Level, über Olivenhain-Terrassen, auf etwa 650m über dem Meeresspiegel hocharbeitet, ist man permanent vom Duft der Blütenpracht und Kräuter eingehüllt. Jasmin, Oregano, Orangen, und diverse andere Gerüche von Blüten, die man noch nie zuvor gesehen hat. (Zumindest ich für meinen Teil)
Der Pfad durch die Schlucht in richtung Gipfel ist verschlungen und zugewachsen. Viel zu selten ist er von Wanderern beschritten. Die Dornen der Sträucher wuchern und stechen ohne weiteres auch durch Pullover und Jeans. Erst kurz vor dem Gipfel des ersten, auf der Strecke liegenden, ehemaligen Vulkans, lichtet sich das Gestrüpp und man blickt in einen Kessel. Eine Art vorgelagertes Tal. Geschützt von Wind und Wetter durch die umliegenden Berggipfel. Die angelegten grünen Terrassen in dieser Senke erinnern unweigerlich an Reisfelder. Sie drücken sich auf allen Seiten des länglichen Tales, bis hoch hin die steilen Hänge. Weinreben wachsen auf jeder einzelnen Terasse. Menschen auf den Feldern. Das ältere, in den Terrassen arbeitende Paar rupft anscheinend Unkraut oder Pflegt die Stöcke. Am Rande der Felder, im Tal der vergessenen Welt, steht ein kleines gemauertes Haus mit rotem Ziegeldach, Zisterne und Stromaggregat. Kalimera, tekane? kala? (Guten Tag, wie gehts? gut?) Der Mann blickt von der Arbeit auf, winkt uns heran und führt uns in das Haus. Es hat nur ein Zimmer, in dem man steht wenn man die Türe durchschreitet. Links ein offener Kamin, gerade aus eine kleine Küche mit Spüle, über dem Kamin eine Ansammlung von Heiligenbildern. In der Mitte des Raumes findet sich ein Tisch um den kleine, hockerähnliche Stühle stehen. Die mit weihnachtlichen Motiven bedruckte Tischdecke ist vollgestellt mit Gemüse, Fetakäse, Tomaten, Weissbrot. Und wir werden gebeten uns zu setzten und zu Essen. Ich Packe auch meine Brotzeit aus und lege Gurken, Paprika und ebenfalls ein halbes Weißbrot dazu. Während wir scon vom Feta kosten, macht sich der Hausherr schon an einem großen Weinfass zu schaffen das im rechten Ecke des Raumes steht. Er füllt einen Krug, stellt Gläser auf den Tisch und schenkt uns seinen selbstgemachten Wein zur Brotzeit ein. Meine Vorahnung, oder war es Wunschdenken, das uns vor dem Gipfel eine Alm mit Gastrobetrieb erwartet, scheint von der Wirklichkeit mehr als eingeholt. Der erste Schluck von diesem Wein ist für mich krass. Er schmeckt tatsächlich am Anfang etwas nach Schwefel.! Aber natürlich haben wir Gelegenheit uns an den Geschmack zu gewöhnen, denn es bleibt nicht bei dem einen Glas und schließlich wir der Rosé immer besser. Wir lernen schließliche auch noch die Frau des Hauses kennen. Nach erster Zurückhaltung und prüfenden Blicken durch Ihre Sonnebrille taut sie schließlich auf. Sie teilt uns das Rezept für das selbstgebackene Brot mit und zeigt uns diverse Gemüsesorten (ähnlich Spargel, nur dünner), die sie uns zusätzlich zur Brotzeit reicht. Die herzliche Unterhaltung findet auf Griechisch und mit Händen und Füssen statt. Das funktioniert überraschend gut. Und während mir Yannis noch eine 1,5 Liter Plastikflasche von seinem Wein reicht, mir deutet das ich die in meinen Rucksack packen soll, werden uns Fotos vom letzten Fest in dem kleinen Häuschen gezeigt. Die Bilder erzählen von fröhlichen Menschen, Essen, Wein, Musik, Gesang und Tanz. Wir finden heraus das die beiden nicht in diesem Häuschen, sondern unten im Dorf wohnen. Hierher kommt man nur zum Arbeiten, Ernten, oder Feiern. Die Kinder sind bereits aus dem Haus und haben selbst Kinder. Der Wein und das angebaute Gemüse ist ausschließlich für den eigenen Gebrauch bestimmt. Die alten Vulkane, welche auf dem weiteren Verlauf unserer Wanderroute gelegen hätten, sind längst in Vergessenheit geraten. Wir haben das Schicksal entscheiden lassen und uns der Völkerverständigung hingegeben. Die Vulkane laufen nicht weg. Und doch wird es schließlich Zeit sich über den Rückweg Gedanken zu machen. Vorallem weil es sich nach ein paar Gläsern Wein nicht so einfach den Berg wieder auf engem Pfad herabsteigen lässt, haben wir uns entschlossen, die hier oben kreuzende Teerstraße (eher ein geteerter Feldweg), wieder zurück an die Küste zu nehmen. Nach einer Verabschiedung mit Küsschen links und Küsschen rechts. "Effaresto kala polli" "Vielen vielen Dank für alles" Machen wir uns auf den Rückweg. Ein breiter, sicherer Weg, der sich in Serpentinen, um den Berg, durch ein kleines Dörfchen, wieder an die Küste und schließlich zurück in die Stadt Methana schlängelt. Noch lange begleitet vom Parfüme der Dame des Hauses, es hat sich beim Verabschieden wohl irgendwo angehangen, wandern wir wieder der Küste entgegen. So eine Teerstraße zieht sich irgendwann gewaltig. Doch nach 2 Stunden Walk auf Asphalt, einer kleinen Apfel/Orangen Pause nimmt uns ein gütiger Arbeiter auf seinem PickUp, hinten auf der Ladefläche mit, und alles geht ganz schnell. Abends um 18 Uhr bin ich wieder auf der PADNEA und Jutta wieder in Ihrem Hotelzimmer angekommen. Was für ein Tag! Heute ist arbeiten am Laptop angesagt. Ich habe bereits heute morgen um 8 an die Nordseite der Stadt Poros, an die Hafenmauer verholt. Heute Nachmittag / Nachts kommt die nächste Kaltfront aus Südwest herangerauscht. Da ist es schön wenn man sich hinter den Häusern der Stadt verstecken kann und geschützt liegt. Auch zum Arbeiten ist eine ruhige Lage des Schiffes angenehm. Ein verfügbares Wlan aus den umliegenden Cafés ist schnell gefunden und die beiden 100W Solarpanelen auf dem Bimini der PADNEA machen bereits um 10 Uhr morgens genügend Strom um nicht nur die Schiffsbatterien, sondern auch den Laptop zu laden und den Kühlschrank zu betreiben. Gleichzeitig liegen hier noch ein Australier mit seiner 55 Fuß Ketsch (18m langer 2 Master-Stahlschiff), ein Katamaran aus Jamaica und vor ein paar Tagen ist noch eine junge Familie aus Spanien (die kleine Isla ist erst 9 Monate alt) mit Ihrem 9m Segelschiff eingetroffen. Sie wollten eigentlich schon vor 2 Wochen durch den Kanal von Korinth. Nachdem dieser aber nach einem Erdrutsch, schon die 4. Woche in Folge gesperrt ist, haben sie hier Unterschlupf vor den Starkwinden gefunden. Die 3 habe ich später noch zum Kaffee eingeladen. Achja, da bleibt noch Jacob. Ein 27 jähriger Skipper aus Israel. Ich habe Ihn noch in PortoCheli kennengelernt als er als Kapitän einer 3 MillionenDollar Yacht von über 20m länge im Hafen eingelaufen ist. (Stell dir diese Yacht ruhig noch ein bisschen glänzender und so luxuriös wie möglich vor, dann bist du etwa nah dran) Er ist auf diesem Schiff der Kapitän. Und ist damit, gegen Bezahlung, wochenweise mit den Schiffseignern unterwegs. Natürlich hat er auch sein eigenes Schiff. Und damit hängt er gerade genau auf der anderen Seite, der Westseite des Korinth-Kanals fest und wartete auch auf die Öffnung. Wir werden uns ende März hier in der Ägäis treffen und mit zwei Schiffen, jeder alleine auf seinem, nach Athen segeln. Jacob segelt danach weiter nach Isael um seine schwangere Freundin abzuholen und ich hole Anfang April Eva und Johannes vom Flughafen Athen ab. Darauf freue ich mich schon. PS: Johannes, ich habe dein Zimmer / deine Bugkajüte renoviert :) Vorankündigung: In der Ausgabe 3/2018 (Mai18) erschein mein Artikel „Fahrtensegeln mit der Familie“ im deutschen Seglermagazin PALSTEK. Liebe Grüße aus Poros Bis bald. Andy
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