5 Tage Bucht von Kotor und 2 Tage Werftaufenthalt...
Sowas passiert wenn sich das Schiff, vor Anker, quer zur Welle (Dünung) legt. An Schlaf war hier, ausser bei Käpt. Johannes dem hartgesottenen, nicht mehr zu denken.
Seglerisch also eine Herausforderung, und durchaus ein Gebiet das man erst vorsichtig ertasten muss. Dann aber wunderschön. Wir versuchen uns immer etwas abseits des Tourismus zu bewegen. So ist die Bucht von Kotor eine Gegend in der man sich wohlfühlen, oft herzlich aufgenommen und willkommen fühlen kann/darf. Die Natur ist unberührt und erinnert an ein Dornröschenschloss. Bereits bei kleinen Wanderungen aus den Dörfern und Städten sind uns Schildkröten auf dem verwilderten und zugewachsenen Wegen begegnet. Hier muss ich die App "Maps with me" empfehelen. Die Vektorkarten beinhalten neben Spielplätzen und Sehenswürdigkeiten auch sämtliche Trampelpfade. Zudem funktioniert die App ohne Internetverbindung, also rein durch GPS. Wir waren auf unseren Fahrten durch die Bucht durchaus mal froh, z.B. für enge Gegenwind-Passagen, unseren Motor zur Unterstützung der Segel laufen lassen zu können. Um überhaupt durch die Meerenge zu kommen. Um so schlimmer, das uns unser Motor seit einiger Zeit etwas Sorgen bereitet. Das wir unter Betriebstemperatur weiße Abgase haben, mal dahin gestellt. (Ja, auch nach meinem Reparaturversuch) Schlimmer ist, er tritt Diesel aus den Hochdruckleitungen und unter hoher Drehzahl tritt Kühlwasser (Seewasser) aus dem Kühlkreislauf aus. Natürlich alles in geringen Mengen, und ins Schiffsinnere. Wir sind Segler, der Dieselmotor ist trotzdem extrem wichtig, …ein Mechaniker muss her… Unser Schiff ist ein gutes und schnelles Segelschiff und ein sehr schlechtes Motorboot. So oder so ähnlich habe ich das Johannes erklärt. Und es stimmt. Moderne Segelschiffe haben einen leistungsstarken Motor mit dem sie meist sogar schneller sind als unter Segel. Diesen benötigen sie um z.B.: Termine einhalten zu können (siehe Charterschiffe), Flauten und Schlechtwetter zu entwischen, oder einfach nur um, in den meist vollen Häfen und Ankerbuchten, sicher manövrieren zu können. Unter Segel in einen Hafen einzulaufen ist heutzutage quasi undenkbar und sogar gefährlich. So haben auch wir, mit unseren 10m länge, einen Dieselmotor im Schiff. Es ist ein deutsches Fabrikat, ein „Bukh“, 1978 Hergestellt in Bremen, zwei Zylinder, 27 ps. Kein Mechaniker aus Kroatien oder Montenegro hat so etwas je gesehen. Wie gesagt, wir sind ein schnelles Segelschiff, aber kein gutes Motorboot. Wir verwenden ihn zum An- und Ablegen an Bojen oder Liegeplätzen oder zum ein und auslaufen in die Buchten und natürlich zum Ankern. (Der Anker will "eingefahren" werden um zu wissen ob er hält). Ohne Gegenwind machen wir, nur unter Motor, maximal 3,5 - 4 kn Fahrt. Das sind (für den Autofahrer umgerechnet) knapp 8 kmh. Unser Motor ist ein Guter. Er springt immer sofort an und läuft dauerhaft zuverlässig. Das mit den Leck´s ist wohl nur eine Kleinigkeit. Lassen wir uns sagen. Wahrscheinlich die Dichtungen. Ich wage mich nicht selbst daran. Wir brauchen eine Werkstatt. Doch seit Korcula in Kroatien will sich kein Mechaniker an unserem Motor versuchen. Zu alt sei die Technik. Bis wir in Montenegro Zelenika eine Werft finden die das alles macht und kann. „Marina Zelenka“. 9 Uhr Morgens. Wir fahren gleich nach dem Frühstück, natürlich mit dem Schiff, an die Werft. (Unsere Überlegung: Man fährt ja auch nicht mit dem Rad in die Autowerkstatt und sagt „mein Auto ist kaputt“) Vor der Werft sieht man uns, winkt uns, und lässt uns warten. Es ist viel los. Geschäftiges treiben. Leute laufen, Schiffe werden ins Wasser gekrant. Ein weiterer Zuruf „5 Minutes“. Nach weiteren 15 Minuten, der Wind nimmt zu, was ein Anlegen nicht einfacher macht, Johannes ist genervt und will jetzt „unbedingt anlegen“, ich habe auch die Nase voll, machen wir schließlich an einer Boje gleich ums Eck, vor dem uns bereits bekannten Zollkai fest. Wir rudern an Land. Eva und Johannes entern einen Spielplatz, ich gehe zur Werft und versuche einen Termin zu bekommen. „Alles kein Problem“, „wird heute noch gemacht“, ein Mechaniker kommt zum Schiff und sieht sich das an… Ich also zurück zum Schiff. Man ist ja geduldig und passt sich durchaus den südlicheren Gepflogenheiten an was Termine angeht. Ausserdem glaube ich nur schwer daran das an einem Freitag noch jemand einen neuen Motor anfängt zu reparieren. Weit gefehlt. Nach etlichen Stunden warten, es ist jetzt 15:30 Nachmittags, schwindet die Hoffnung, bzw glaube ich meinen Verdacht langsam bestätigt. Ich rufe noch mal in der Werft an. Frage freundlich nach ob wir doch lieber Montag noch mal kommen sollten. „Nein“, „gut das ich anrufe“. Wir sollen jetzt kommen und hinter dem Holzschiff, durch die enge Passage fahren und im Hafenbecken der Werft anlegen. Die Angabe „ ..hinter dem Holzschiff“, bei einer Werft zu verwenden, kommt etwa der Anweisung: „Parken sie hinter dem Auto“ für die Münchner Innenstadt gleich. Dennoch finde ich ein Hafenbecken in der Seekarte, doch „Die enge Passage“ sieht auf unseren hier aus wie ein Nadelöhr, hinter einer engen Kurve. Und scheint gerade so breit wie unser Schiff. Auf Nachfrage versichert man uns das daß richtig sei. Wir fahren hin. Das ist unmöglich. Ich rufe noch mal an. Die Durchfahrt ist nicht nur sehr eng, es befindet sich auch kein Segelschiff in dem viel zu kleinen Hafenbecken und vor der Zufahrt liegt ein Zweimaster der seine Gangway über die gesamte Durchfahrt streckt. Wir kommen da nicht rein!!! Am Telefon bekomme ich bereits eher genervt zu hören „…yes, go..! go in…! We all see you“ Wir hingegen sehen keinen Menschen… Wir tasten uns langsam Richtung Einfahrt. Es ist verdammt eng. Jemand vom Zweimaster ruft uns zu… Ich ziehe den Gashebel voll nach hinten. Unser Motor. Immer da wenn man ihn braucht. Volle Fahrt Rückwärts. Nichts wie raus hier. Der Chef der Werft kommt 2 Sekunden darauf mit seinem Motorboot, in Gleitfahrt ums Eck geschossen und Winkt uns die Richtung. „Die andere Seite“… Es hat sich rausgestellt das es komplett falsch war. Niemand hat uns gesehen. Es ist im Nachhinein ist es wirklich seltsam das wir ernsthaft den Versuch gestartet haben da durch zu fahren. Alles noch mal gut gegangen. Es ist viel los. Man nimmt unsere Leinen, hilft uns anlegen. Noch mal wird uns versichert: „Der Motor wird natürlich heute noch repariert“. Danach passiert nicht mehr viel. Wir kochen erst mal. Heute nach soll es etwas Wind geben. Liegen sicher vertaut an der Werft. Wir haben es nicht eilig. Ausserdem finden wir werftaufenthalt schon immer irgendwie gut. Es hat so eine eigene Atmosphäre…. Schwer zu beschreiben. Es wird 18:30. Schließlich kommen zwei Mechaniker an Bord die sich die Problematik beschreiben lassen und sich den Motor ansehen. Danach schildern sie die Sachlage Ihrem Chef, dieser Spricht kein Englisch, nickt, los gehts. In 2 Stunden werden alle Dieseldichtungen erneuert und alle Seewasserdichtungen ausgetauscht. Was nicht passt wird passend gemacht. Unsere Leitungsdurchmesser entsprechen nicht der Montenegrinischen Norm. Die Mechaniker sind in unserem Alter. Der eine spricht gut Englisch. Er wohnt gegenüber der Werft. Er hat als junge angefangen hier in den Ferien zu arbeiten. Danach ist er hängen geblieben. Er will raus. Hat die Mechanikerausbildung gemacht und möchte als 3. Maschinist auf Frachtschiffen anheuern. Er hat wohl gute Chancen. Wir reden über Montenegro, wie gute es uns hier gefällt und wie nett die Menschen sind. Unser Leben auf See, die Last der Kreuzfahrt in der Bucht von Kotor, unsere Photovoltaikanlage und das eiskalte Bier das sie gemacht hat. Wir bekommen einen sehr guten Preis und dürfen die Nacht an der Boje der Werft verbringen. Unser Motor scheint dicht zu sein. Alles super. Die nächsten 2 Tage bin ich noch am Schrauben nachziehen bis auch alles wirklich dicht ist. Aber schließlich scheint alles gut! Anschließend verlängern unsere Vignette fürs Schiff um eine Woche und legen am 11.06.17, morgens um 8 Uhr, unter Segel, von der Werft-Boje ab. Wir wollen weiter. Weiter in Richtung Süden. bis bald, die Crew der PADNEA
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